„Frauenstimmen. Gekommen um zu bleiben?“ – ein Teilprojekt des Bundesverband der Migrantinnen

(c) Institut für Stadtgeschichte Frankfurt a.M., Foto: Klaus Meier-Ude

Das Projekt des Bundesverband der Migrantinnen befasst sich mit Frauen, die aus der ganzen Welt nach Frankfurt/Ginnheim zugewandert sind. Besonders in Ginnheims Siedlungen mit rund 5000 Wohneinheiten zeigt sich die kulturelle Vielfalt, die der Stadtteil zu bieten hat. Die sogenannten Housings wurden bis in die 90er Jahre von stationierten US-Soldaten bewohnt und dienen seit dem Abzug der US-Soldaten im Jahr 1995 vielen Familien als Wohnraum. Die niedrigen Mietpreise, die große Wohnfläche sowie die zentrumsnahe Lage Ginnheims sind insbesondere für junge und kinderreiche Familien eine attraktive Wohngegend, darunter auch für viele Migrantenfamilien.
„Die Stimme ist viel größer als die visuelle Erscheinung eines Menschen.“ sagte einmal der Schauspieler Rufus Beck. Dieses Gut, Emotionen unmittelbar durch die Stimme zu begreifen,  wollen auch wir nutzen und lassen im Teilprojekt „Frauenstimmen. Gekommen um zu bleiben?“ die Frauen persönlich ihre Geschichten erzählen.
In Interviews werden Frauen aus den Ginnheimer Siedlungen über ihre Migrationsgeschichte und Wohnsituation befragt. Themen wie Nachbarschaft, Freizeitmöglichkeiten, alltägliche Schwierigkeiten, der Bezug zum Herkunftsland und zukünftiges Wohnen werden beleuchtet und sollen den Besucher/innen der Ausstellung das Wohnen in Ginnheims Siedlungen näherbringen.
So schildert eine Frau die Zeit kurz nach der Renovierung der ehemaligen Housings und wie sich seitdem die Wohnstruktur der Siedlungen verändert hat. Ebenso bietet eine geplante Nachverdichtung Gelegenheit die Zukunft der Siedlungen  zu hinterfragen. In einer anderen Geschichte steht die Spannung zwischen dem Verständnis von Heimat und dem „zu Hause fühlen“ im Mittelpunkt. Aussagen wie „ich bin keine Iranerin mehr, muss ich sagen, weil ich fühl mich auch manchmal mit den ganzen Werten […] auch fremd und mit manchen Sachen aus Deutschland fühl ich mich auch nicht identifiziert, also ich sitze eigentlich zwischen zwei Stühlen“ machen die innere Zerrissenheit mancher Frauen deutlich. Auch über den Malkurs und das Frauencafé des Bundesverbandes der Migrantinnen als zentraler Treffpunkt der Frauen in den Siedlungen wird berichtet.
Neben den Hörstationen gehören auch alte Fotografien aus Kindertagen und bunt bemalte Stadtteilkarten von Ginnheim, die unter anderem die Lieblingsplätze der Frauen zeigen, zu dem Teilprojekt.
Bisher durften wir drei Frauen bei ihren persönlichen, und wie wir finden sehr interessanten Geschichten zuhören. Drei Interviews, die Vorfreude auf weitere Geschichten machen und die Frage klären: sind die Frauen nach Ginnheim gekommen um dort zu bleiben?!

 

Tag der Entscheidung: Auswahlrunde des Fotoprojekts „MainGinnheim“

Das Warten hat sich gelohnt. Im Kinder- und Familienzentrum Morgenstern konnten vorgestern über 500 fotografische Impressionen aus Ginnheim bestaunt werden. Diese sind das Ergebnis der Fotoaktion „MainGinnheim“ der Caritas Frankfurt und des Nachbarschaftszentrums Ginnheim. Ab Mitte Oktober dokumentierten 20 junge und ältere Ginnheimer/innen mit Einwegkameras ihren Alltag, ihre Lieblings- und Wohnorte. Nach zwei Wochen war Abgabetag, jetzt liegen die mit Spannung erwarteten Ergebnisse vor.

Gemeinsam wurden in einem strukturierten Auswahlverfahren die 23 Highlights ermittelt. In mehreren Durchgängen waren die Teilnehmer/innen aufgerufen ihre Lieblingsbilder auszuwählen. Nach jeder Runde wurden diese Lieblingsbilder erneut einer Auswahl unterzogen, nur sank jedes Mal die Zahl der erlaubten Entscheidungen. Einige Auswahlergebnisse können bereits hier bestaunt werden.

Für die große Stadtlabor unterwegs-Ginnheim-Ausstellung ab März 2013 werden die Ginnheimer Impressionen von den Teilnehmer/innen vergrößert, betitelt und sortiert.

  

Zwischen Ghetto und Gemütlichkeit

Welche Farbe hat Ginnheim? Wie ist das Ginnheimer Lebensgefühl und welche Materialien stehen für den Stadtteil? Überraschende Fragen kamen bei unserem 3. Workshop von den Ausstellungsgestalterinnen Antje Canzler und Oraide Bäß (museeon), umso interessanter waren die Antworten der Teilnehmer/innen des stadtlabor unterwegs in Ginnheim. Ziel des partiziaptiven Workshops war es, im Vorfeld der Ausstellung gemeinsam die Gestaltungsprinzipien festzulegen und die Einzelprojekte weiterzuentwickeln.

Ginnheim ist – das wurde deutlich – ein Stadtteil zwischen Gemütlichkeit und rauem Charme, auch geprägt von „Unorten“, Ungemütlichkeit und ja: Hässlichkeit. Umso vielseitiger sind seine Bewohner/innen, die nur als heterogene Gruppe beschrieben werden kann: Arbeiter, Bundesbanker, kinderreiche Familien, Rentner und Handwerker.

Ginnheim ist nicht mit einem Wort zu erfassen. Vielmehr bewegt sich Ginnheim in einem Spannungsfeld: Zwischen Ghetto und Spießigkeit, zwischen Dörflichkeit und Moderne.

Einig waren sich nicht alle dabei, aber allen Teilnehmer/innen war aber gemeinsam, sich mit dem Ort, an dem sie leben, auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, wie er gestaltet werden kann. Die beste Voraussetzung für ein stadtlabor unterwegs.